Bericht über das Jahr 2022
Im Jahr 2022 erfolgten zwei Madagaskarreisen, der Schulbetrieb lief mit 455 Schülern weiter.
Das Straßenkinderprojekt mit dem eigenen Schulbus wurde ebenfalls weiterdurchgeführt.
Medizinische Notfallversorgung wird weiter geleistet und vielen Fällen wurden auch im Jahr 2022 dadurch Leben gerettet.
Mehrere Kinder wurden 2022 zusätzlich ins Kinderhaus aufgenommen, in einem Fall durch den plötzlichen Tod einer Mutter von zwei Patenkindern, in einem anderen durch den Tod der Großmutter, die ihre Kinder, deren einzige Verwandte sie war, vorher bei uns abgab. Das Kinderhaus war damit im Jahr 2022 bereits überbelegt.
Sozialhilfe für die Familien der ärmsten Kinder
Die Sozialhilfe und Nahrungsmittelhilfe für die Familien der Straßenkinder wurde wegen der Preissteigerungen ausgebaut, mehrere Dächer und ganze Hütten mit Hilfe unserer Werkstatt repariert, die durch Zyklone und allgemein die Witterung zerstört worden waren.
Ein neues System von Pousse-Pousses, Fahrrad-Rikschas, wurde eingerichtet: Inzwischen fahren drei durch Paten angeschaffte Rikschas für unsere Schule. Die Fahrer bekommen die Rikschas für einen weit geringeren Mietpreis als Rikschas gewöhnlich an Fahrer vermietet werden, Hoby und Eva, die Verantwortlichen des Sozialprojektes in Antsirabé, suchen die Familien aus, die die Rikschas mieten dürfen, um damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Die geringe Miete wird gesammelt und ihrerseits wieder in Hilfe für sozial schwache Familien in Antsirabé eingesetzt. Auf diese Weise konnten mehrere alleinstehende Frauen mit Kindern finanziert werden, die die Materialien für ihre Raphia-Kunst von unserem Geld kaufen oder davon kleine Verkaufsstände an der Straße aufgebaut haben. Mehrere alte Frauen, die niemanden mehr haben und zu uns kamen, erhalten Lebensmittelhilfe.
Le Pigeon Vert – das Südprojekt wächst
Nach den Erfahrungen in der „Kere-Intervention“ (Hungerhilfe – drei Monate intensiv im Oktober 2021) im südlichen Hungergebiet wurde bei Beza Mahafaly reguläre Hungerhilfe für die Kinder eines Dorfes beschlossen und Verantwortliche bestimmt, die das „Koba Aina“ (mit Vitaminen und Calcium angereichte Kindernahrung) im nächst größeren Ort Betioky abholen.
Es wurden Hilfen für die dort von den Eltern selbst errichtete kleine Schule beschlossen und ein todkrankes 15-jähriges Mädchen ins Krankenhaus gebracht, das wir vor dem Tod durch Hunger und mehrfache Infektionen retten konnten.
Noch etwas weiter südlich, bei Ejeda, wurde das eigentliche größere Südprojekt begonnen:
Seit Juni erhalten die Lehrer von vier kleinen Dorfschulen ihr Gehalt von uns, da erst verbeamtete alte Lehrer staatliches Gehalt erhalten und junge Lehrer, die es noch nicht geschafft haben, sich in den Beamtenkader hinein zu bestechen, daher ihren Lebensunterhalt mit Feldarbeit verdienen und so kaum Zeit für Unterricht haben. An unseren vier Schulen sind sie nun täglich bei den Kindern.
Außerdem wurden, finanziert durch unseren Spender V.F., Schulmaterialien für die Kinder der vier Schulen finanziert (Hefte und Stifte ab Klasse 3, kleine Tafeln und Kreide für Klasse 1 und 2) sowie Lehrmaterial (große Tafeln, Kreide etc.) In zwei der Schulen wurden die Dächer repariert und Schulbänke gebaut, da die Kinder zuvor auf dem Boden oder auf den wenig vorhandenen Steinen saßen und keine Schreibunterlage besaßen.
In drei der Schulen wird Schulessen von Doctors for Madagaskar finanziert, in der vierten, ärmsten und jüngsten Schule wurde eine Schulkantine durch uns begonnen.
Da Wasser knappt ist und vom Fluss Linta geholt werden muss, wurde ein Wasserwagen-System begonnen und dazu ein Omby, ein Zebu-Rind, sowie ein Wagen und für zwei Dörfer große Plastikzisternen zur Aufbewahrung angeschafft. Der Wasserwagen holt das Wasser am Linta in Ejeda, wo es in der Trockenzeit ausgegraben werden muss, und transportiert es zweimal wöchentlich zu allen vier Schulen.
Die vierte und ärmste Schule in Dorf Ehinde wurde zur Patenschule erklärt, hier wird die Schulspeisung etc. durch ein neu eingerichtetes Patensystem finanziert. Neben Les Pigeons in Talata hat das Projekt nun einen zweiten festen Standort, der ausgebaut werden soll und unter der Leitung von Dr. Rinja, Arzt in Ejeda, steht.
Film- und Schülerreisen
Im Mai reisten Michael Rösler und Antonia Michaelis zur Dokumentation nach Talata und an den Südstandort Ejeda. Dort besuchten sie gemeinsam mit den Direktorinnen von Talata, Holy und Hoby sowie M Nary, Agraringenieur und Biologe, Beza Mahafaly und Ejeda, woraus sich die oben genannten Hilfen für den Süden ergaben.
Auch Talata wurde besucht und verschiedene Projekte mit den Kindern durchgeführt.
Außerdem wurde bei der Reise im Mai unser halbdokumentarischer Film vorbereitet, deren Geschichten wir zusammen mit den madagassischen Kindern und Lehrern entwickelt haben.
Bei einer zweiten Reise im August von Philipp Klein, Antonia Michaelis, Lintje Klein und zwei Schülern der Korczak-Schule Wolgast wurde der Film „Ein Recht auf Hoffnung“ gedreht, dessen Schnitt und Nachbearbeitung von der Norddeutschen Stiftung für Natur und Umwelt gefördert wird und der sich mit Kinderrechten beschäftigt. Die Partnerschaften zwischen den Schulen in Wolgast und Talata wurden auf diese Weise ausgebaut, das Projekt hat außer der helfenden auch eine nicht zu vernachlässigende antirassistische Komponente in Vorpommern.
Eine Studienreise für die Kinderhauskinder
Finanziert von ihrer Patin durften die Kinder des Atody, des Kinderhauses, in den großen Ferien 2022 zum ersten Mal in ihrem Leben verreisen. Die Studienreise mit Betreuern ging per Bus ans Meer, wo gebadet, aber auch Müll gesammelt und über Umweltaspekte gesprochen wurde, und war ein großer Erfolg.
Bau eines neuen Kinderhauses: das Akanay – das „Nest“
Da staatlich diktiert wurde, dass Kinderhäuser nur noch getrennt nach Mädchen und Jungen organisiert werden dürfen, wuchs die Angst, dass unser gemischtes Kinderhaus geschlossen wird.
Finanziert zum größten Teil durch eine Kinderhauspatin wurde daher am Ende des Jahres sehr rasch mit dem Bau eines zweites etwas größeren Kinderhauses begonnen, in das die Mädchen 2023 umziehen sollten.
So können auch mehr zusätzliche Straßenkinder aufgenommen werden.
Die Preise für Baumaterialien stiegen vor und während des Baus leider enorm, da sich die Wirtschaftskrise und die Preissteigerungen in Europa extrem auf Afrika auswirken. Zu Weihnachten wurde eine erste Versammlung der Bettler Antsirabés veranstaltet und es wurden Weihnachtstaschen mit Nahrungsmitteln verteilt, um einen Überblick über die Straßenkinder und ihre Bedürftigkeit zu erlangen.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Zahlreiche Vorträge und Lesungen von Antonia Michaelis an Schulen und Bibliotheken fanden statt, zu Weihnachten wurde ein neuer Bildband über unsere Projekte privat gedruckt und neue Informations-Postkarten hergestellt, die sich leichter verteilen lassen als die bisherigen Flyer.