Bericht über das Jahr 2020
Nachdem das Gründungsjahr 2019 im Sauseschritt durcheilt worden war (März: Erwerb eines Grundstücks für den Bau einer integrativen Schule mit angeschlossenem Kindergarten, Mai: rechtliche Geschäftsfähigkeit des Vereins, Juli: Baubeginn, November: Aufnahme des Schulbetriebes) ging es im ersten “normalen” Geschäftsjahr ähnlich atemlos weiter.
Hauptgrund war, dass sich das Projekt “von selbst” erweiterte. Außerdem konnte das “Projekt Straßenkinder” gestartet und dazu auf einem zweiten Grundstück ein Kinderhaus errichtet und in Betrieb genommen werden. All dies wurde durch die SARS-CoVid2-Pandemie in einem derart kärglich ausgestatteten Land ungleich massiver behindert, als das in Europa vorstellbar ist. Nachfolgend ein geraffter Überblick der Einzelaktivitäten.
Ergänzende Bau-/Ausstattungsmaßnahmen
● Bau einer Blitzschutzanlage, nachdem bei einem der gefährlichen Tropengewitter im Umfeld der Schule Menschen getötet und verletzt worden waren.
● Farbige Ausgestaltung der “Aula”, um den Kindern die mannigfachen Lebensräume und Landschaften ihres Landes täglich vor Augen zu führen; sie kennen weder Wald (radikal abgeholzt) noch Meer (obwohl Inselstaat).
● Erwerb eines weiteren, nahe gelegenen Grundstücks und Bau eines Hauses zur Betreuung von Kindern von der Straße (Waisen) und aus Familien mit extremem Gewalthintergrund.
● Dort Anlage einer Rasenfläche und Aufstellung von Fußballtoren für Sport/Spiel.
● Dort Pflanzung von 30 Bäumen.
● Dort Anlegung eines Gemüsebeetes und eines Maisfeldes als “Lehrgarten” sowie zur Eigenversorgung.
● Anschaffung eines Solarkochers und mehrerer Sparkocher, die nur die Hälfte der üblichen Menge Holzes benötigen.
Pädagogische Maßnahmen
● Ausbau des Umweltunterrichtes in allen Klassen (wegen verbreitetem Raubbau dringend erforderlich).
● Erstellen von Arbeitsmaterialien für den Heimunterricht während der auf Grund der Pandemie angeordneten Schulschließung; “Les Pigeons” ist dort die einzige Schule, die Schulaufgaben kontrolliert und eine Rückkopplung bietet.
● Einstellung einer zusätzlichen Lehrerin, die mit leistungsschwachen Schülern Grundlagen nachholt. Alle so geförderten Kinder verbessern sich bei den Trimester-Prüfungen um durchschnittlich eine Note.
● Einführung einer pädagogischen Spielstunde im Kindergarten mit speziellem Lehrmaterial.
● Einstellung einer Hilfskraft, die die Organisation der besonders betreuungsbedürftigen Patenkinder übernimmt und zusätzlich mit ihnen liest und spielerisch buchstabiert.
● Nach Pandemiebedingter Schulschließung kompensatorische Maßnahmen auf privatem Grund, z.B. Dokumentarfilme, um Lehrinhalte zu vermitteln und Spielfilme zur Motivationsförderung (den Schülern ist Kino unbekannt).
● Einstudierung eines musikalisch begleiteten Theaterstücks über Abholzung sowie Bau einer Schulbühne. Da pandemiebedingt keine Aufführung möglich, Aufnahme eines professionellen Musicals als Hörspiel.
Gesundheitsfürsorge
● Weit gefächertes Programm zur gesunden Ernährung der Kinder im Patenprogramm und ihrer Familien während der Pandemie.
● Fond für Notfalloperationen und Behandlungen, finanziert aus Gesundheitspatenschaften.
● Operation mehrerer Kinder aus dem Kinderhaus: Blinddarmdurchbruch, Leistenbruch, Analprolaps, schwere Beinverletzung mit Komplikationen.
● Seminar zur Lehrerschulung über den Umgang mit der Sars-CoVid2-Pandemie mit dem Ziel, Panik zu verhindern. Anschließend multiplikative Schulung der Eltern durch diese Lehrer.
● Bereitstellung warmer Kleidung für die Kinder des Patenschaftsprogramms im kalten Winter (Juli) des Hochlandes (Schule ca. 1.500 m ü.M., Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt, einzige Wärmequelle der Leichtbau- und Behelfshütten sind winzige Holzkohleherde, über denen gekocht wird).
Werkstätten
● Ausbau der Nähwerkstatt und Schaffung einer Modekollektion aus recycelten Materialien für die Mitfinanzierung des Schulbetriebes. Die Bilder für einen Katalog werden unter Mitwirkung von Schülern und Lehrern aufgenommen.
● Vorstellung der Modekollektion im Internet sowie in einem Laden in Deutschland.
Familiäres Begleitprogramm
● Start eines Programms von Familienpatenschaften für allein erziehende und sozial schlecht gestellte Frauen.
● Erste geförderte Familie ist die des vierjährigen Epileptikers Dylane, dessen Mutter wegen seiner Krankheit im Dorf gemieden wird und vom Ehemann verlassen wurde. Es wird für sie eine Arbeitsstelle mit geregeltem Einkommen geschaffen (Raffia-Häkeln für die Nähwerkstatt), von dem sie und ihre drei kleinen Kinder leben können. Außerdem wird Dylane medikamentös eingestellt und erhält einen Kindergartenplatz. – Die Mutter der zweiten Familie bekommt einen Arbeitsplatz im Stickbereich der Nähwerkstatt, die drei Töchter werden in der Schule aufgenommen (2021 weitere Unterstützungen dieser Art).
Straßenkinder-Projekt
● Im neu erbauten Kinderhaus leben Straßenkinder mit vier Betreuern zusammen und erhalten während der Pandemie dort Unterricht. Obwohl schon älter, hatten sie noch nie Gelegenheit, eine Schule zu besuchen.
● Straßenkinder aus der nahen Großstadt Antsirabé, die nicht in unsere Fördereinrichtungen in Talata kommen können, beschulen wir auf unsere Kosten (Schulgeld, Schuluniform, Schulmaterial) in einer städtischen Partnerschule. Da die Kinder während des Schulbesuches nicht der gewerblichen Bettelei nachgehen können, zahlen wir den Eltern einen finanziellen Ausgleich, strikt kontrolliert nur dann, wenn die Kinder in der Schule erscheinen. Die Partnerschule erhält finanzielle Unterstützung zum Wiederaufbau der eingestürzten Schulmauer (gegen weit verbreitete Armutsdiebstähle).
● Einbeziehung der Straßenkinder in das Programm für gesunde Ernährung: Während der Pandemie erhalten auch diese Kinder sieben Tage in der Woche ein warmes Essen und frisch gepressten Saft (Vitaminversorgung).
● Während der durch die Pandemie bedingten Schulschließung Freiluftunterricht auch für die Straßenkinder mit Hilfe von Sachbilderbüchern, verbunden mit Schreib- und Malübungen.
● Versorgung der Straßenkinder mit Atemschutzmasken (aus der Nähwerkstatt).
Öffentlichkeitsarbeit
● Aufnahme einer neuen Weihnachts-CD, diesmal räumlich getrennt mit Kindern in Madagaskar und Deutschland, auf der CD tontechnisch verschmolzen. Die CD ist schnell vergriffen.
● Erstellung eines sechzigseitigen Bildbandes über den Bau der Schule und des Kinderhauses. Einige Exemplare reisen durch Deutschland und werden zur Werbung ausgeliehen. Der eindrückliche Bildband beschert uns neue Partnerschaften.
● Vorträge mit Vorführung eines eigenproduzierten Spielfilms (2020 in der alten, abbruchreifen Schule mit den Schülern gedreht, der auch das schwierige Leben in Madagaskar beleuchtet) in mehreren Orten Deutschlands zur (erfolggekrönten) Gewinnung neuer Unterstützer.
Wirtschaftlicher Bericht
Einnahmen 2020
Es konnten erfreulich viele neue Paten gewonnen werden. Die Gründerfamilie blieb mit 23.490 € größter Geldgeber, doch gab es 16 weitere Privatpersonen mit Beträgen über 1.000 € (Veit Feger 9.500 €, Anonyma 7.450 €). Unverhofft ging von der renommierten Hamburger Verlagsgruppe Oetinger kurz vor Jahresende eine Spende von 20.000 € ein, was zu einem hohen Überschuss im Berichtsjahr führte.
Zuwendungen von privater Seite | 115.283,11 € |
öffentliche Mittel 1) (europäische/deutsche Steuergelder) | 0,00 € |
wirtschaftliche Erträge | 0,00 € |
Außenstände | 291,34 € |
Übertrag aus 2019 | 1.701,52 € |
Summe der Einnahmen | 117.275,97 € |
Ausgaben 2020
Hilfsprojekte Madagaskar (Schule/Straßenkinder/Gesundheitsfürsorge)
Barüberweisungen an “Taxi Ankizy” (eingetragener Verein Madagaskar) | 81.238,50 € |
Material (inkl. Versand aus Deutschland) | 432,89 € |
Projektüberwachung 2) (Reise-/Übernachtungskosten etc.) | 0,00 € |
Hilfsprojekte insgesamt | 81.671,39 € |
Verwendung der Gelder in Madagaskar
Die Angaben sind noch unvollständig und die Beträge grob gerundet, da die Umrechnungskurse zwischen EURO und madagassischen ARIARY ständig schwanken und die von der Korrespondenzbank in Madagaskar einbehaltenen Gebühren undurchsichtig sind. Zu einem späteren Zeitpunkt wird eine genauere Tabelle zugänglich gemacht werden, wie sie auch den deutschen Finanzbehörden vorgelegt werden wird.
Kinderhaus Trano Atody (betreutes Wohnen)
Grundstück | 6.825 € |
Baukosten | 11.000 € |
Ausstattung und Einrichtung | 3.200 € |
Begrünung, Schaukeln, Fußballtore | 500 € |
Gesundheitsfürsorge (enthalten auch in den monatlichen Ausgaben)
gesunde Ernährung (ca. 1.200 €/Monat) | 14.400 € |
medizinische Versorgung | 2.500 € |
Umwelt-/Ressourcenschutz im schulischen Rahmen
Pflanzung von Bäumen | 1.000 € |
Gemüsegarten/Maisfeld | 100 € |
Sparkocher/Solarkocher | 500 € |
Blitzableiter (Schule/Kinderhaus) | 600 € |
Die monatlichen Betriebskosten der Schule (Lehrer, Material, gesundes Essen für Kinder) betrugen im Mai 2.700 € und stiegen bis Dezember im Gefolge neuer Patenschaften auf knapp 5.000 €.
Verwaltungskosten
Verwaltungskosten einmalig (Anschaffungen) | |
aus privatem Fundus zur Verfügung gestellt 2) | 0,00 € |
Verwaltungskosten laufend | |
Geschäftsräume 2) | 0,00 € |
Betriebskosten 2) (Energie, Büromaterial, Porti) | 0,00 € |
Personal 3) (ehrenamtlich) | 0,00 € |
Aufwandsentschädigungen 3) | 0,00 € |
Wirtschaftsprüfer 3) | 0,00 € |
Rechtsberatung 3) | 0,00 € |
Geldeinwerbung 3) (eigen, Agenturen, Erfolgsprovisionen) | 0,00 € |
Website 2) (Miete, Erstellung, Pflege) | 0,00 € |
Kontogebühren | 118,00 € |
Informations-/Werbematerial | 1.225,68 € |
Photo-Dokumentation (520 € 4)) | 0,00 € |
Summe der Verwaltungsausgaben (1,15 % der Einnahmen 5)) | 1.343,68 € |
Summe der Einnahmen 2020 (Übertrag von oben) | 117.275,97 € |
Summe der Ausgaben 2020 | 83.015,07 € |
Überschuss per 31.12.2020 | 34.260,90 € |
Fußnoten
1) Üblich bei bekannten Hilfsorganisationen 70 – 90 % der Einnahmen
2) Leistungen erbracht, Kosten jedoch von Vereinsmitgliedern/Gönnern getragen
3) Entsprechende Kosten üblich, hier aber vermieden
4) Kosten von Projektleiterin getragen
5) Bei renommierten Hilfsorganisationen (Spendensiegel DZI) 25 – 40 % der Einnahmen