Bericht über das Jahr 2023
Im Jahr 2023 lief der Schulbetrieb mit 485 Schülern in Talata, zwei Kinderhäusern dort und ca. 600 Schülern in den vier Dörfern bei Ejeda weiter. In Talata belief sich die Zahl der Patenschaften zu Jahresanfang auf 136, zum Jahresende auf 153.
Im Süden waren es zu Jahresanfang 37, zu Jahresende 72 Kinderpatenschaften.
Buspatenschaften für den Straßenkinderbus liefen weiter, wir konnten drei neue Gesundheitspaten gewinnen.
Zahlreiche Einmalspenden weit über 1.000 Euro halfen uns ebenfalls sehr.
Alle Projekte liefen weiter, einige neue kamen hinzu.
Umgerechnet wurden monatlich (inklusive Ausgaben für Bau- und Pflanzmaßnahmen) ca. 16.280 € umgesetzt.
Neue Werkstätten in Talata zum praktischen Lernen
Nach dem Besuch von vier Lehrern in Deutschland und zahlreichen Diskussionen wurde beschlossen, zusätzlich zu den Werkstätten für Holz und Nähen/Sticken eine Werkstatt zur Reparatur und zum Recycling von Elektrogeräten und zwei Felder für nachhaltige Landwirtschaft der Schule anzugliedern.
Schüler, die schlecht theoretisch lernen, haben nun die Chance, ab der siebten Klasse oder auch später dorthin (teil-)überzuwechseln, um praktische Erfahrungen für einen Beruf zu sammeln, so dass sie später auf jeden Fall Arbeit finden.
Die Elektrowerkstatt wurde teils mit Materialien aus Deutschland ausgestattet.
Für beide Zweige wurden neue Lehrer angestellt.
Unsere Schulfelder sind auf fünf Jahre gemietet, da sich kein günstiges nahes Land fand, das wir zu einem vernünftigen Preis hätten erwerben können. Nicht nur die Landwirtschaftsschüler lernen dort, sondern es hat auch jede Schulklasse einmal in der Woche Unterricht auf den Feldern. Die Felder dürfen nicht mit künstlichem Dünger oder chemischen Insektiziden behandelt werden und besitzen Schutzhecken gegen Bodenerosion und Wind, Kompostnutzung und bodenhaltende und -bereichernde Pflanzen wie Zitronengras sind Bestandteil des Projekts.
Bereits zum Jahresende war sichtbar, dass es über unseren Schulfeldern mehr Insekten und daher Vögel gibt als in der Umgebung, vor allem da auch Vögel in den Schulwäldern des Pigeonnier / Akany nisten.
Drei Monats-Spritzen für Frauen
Da zu große Familien und zu viele hungrige Kinder ein großes Problem darstellen, haben wir ein Programm für die Mütter der Straßenkinder und anderen Patenkinder eingerichtet, das den Frauen erlaubt, durch drei-Monats-Spritzen zu verhüten. Zwei lokale Hebammen führen das Programm alle drei Monate in der Bibliothek der Schule durch, untersuchen und klären auf.
Nachdem zu Beginn die Frauen des ganzen Dorfes vor der Tür der Schule standen, mussten wir das Programm aus Kostengründen leider auf die von uns betreuten Familien beschränken.
Oft kommen die Frauen ohne Wissen ihrer Männer.
Sozialhilfe
Die Sozialhilfe, Nahrungsmittelhilfe und medizinische für die Familien der Straßenkinder läuft weiter, es wurden wieder zahlreiche Häuser nach Stürmen repariert.
Eine vierte von Spendern angeschaffte Fahrrad-Rikscha fährt für unser Sozialsystem in Antsirabé.
(siehe Bericht 2022)
Le Pigeon Vert – das Südprojekt wächst stetig weiter
Die Zusammenarbeit mit dem Süden unter Leitung von Dr. Rinja wurde im 2023 noch enger.
Den vier von uns betreuten Schulen geht es besser, seit der Bereitstellung von Schulmaterialien hat sich die Schülerzahl verdoppelt.
Durch die Mitarbeit von Dr. Rinjas Ehefrau, Dr. Noela, die aus ihrer Elternzeit zurück ist, wurde die Dokumentation und Betreuung der Schulen engmaschiger.
Nach dem Tod mehrerer Kinder in den umliegenden Dörfern, eine Tatsache, die im Süden eher als normal angesehen wird, richteten wir mit Dr. Noela und Dr. Rinja zusammen ein Notfallsystem ein, durch das die Dorfbewohner akut kranke Kinder auf unsere Kosten ins Krankenhaus in Ejeda transportieren können, wo sie, ebenfalls auf unsere Kosten, behandelt werden. Da zu spät erkannte Malaria bei Kindern eine häufige Todesursache ist, war unser Weihnachtsgeschenk 2023 an den Süden ein Moskitonetz pro Hütte in den vier von uns betreuten Dörfern.
Der Brunnenbau im Dorf Ehinde durch Beantragung von Fördergeldern der Schmitzstiftung gestaltete sich äußerst schwierig. Gegen Ende 2023 hatte Ehinde Wasser.
Ein Schulhaus aus Holzbrettern mit einem dichten Blechdach gegen Stürme und Regen und mit Schulbänken wurde ebenfalls in Ehinde errichtet.
Seit dem Besuch unserer Volontärin Katharina wird ein System aus selbstgebauten Wasserfiltern verwendet, die quasi keine Kosten verursachen, um Krankheiten vorzubeugen.
Gesundheitsfürsorge
Notwendige medizinische Interventionen wurden in Talata wie im Süden weiter für alle Kinder und teilweise Eltern im Projekt durchgeführt. Präventiv zählen dazu auch regelmäßige Entwurmung und die Finanzierung des oft langwierigen Transports der staatlich geförderten Impfmaterialien.
Eine Gruppe deutscher Zahnärzte besuchte beide Projektstandorte und bot ihre Hilfe gratis an, wobei der Verein Unterkunft, Verpflegung und Transport im Land sowie die notwendige Elektrizität etc. finanzierte.
Deutschlandreise von vier madagassischen Lehrern
Von Februar bis April waren trotz großer Schwierigkeiten beim Erhalt der Visa vier madagassische Lehrkräfte zu Besuch in Deutschland, um an verschiedenen Schulen zu hospitieren und moderne Pädagogik zu erfahren, die sie zu Hause umsetzen können: die Schuldirektorin Mme Holy, die Kindergartenleiterin Mme Nikaya, der Mathematik- und Französischlehrer Mr José und der Musik-, Französisch- und Informatiklehrer Mr Nasandratra.
Mme Nikaya durfte mehrere Waldkindergärten kennenlernen, deren Prinzip sie so weit möglich seitdem in Talata umsetzt, die Kindergartenkinder machen nun Ausflüge und gehen mehr in die Natur.
Die übrigen Lehrkräfte lernten vor allem Prinzipien wie Gruppenarbeit und Freiarbeit und den Umgang mit modernem Anschauungsmaterial kennen.
Auf einer Reise nach Berlin und Hamburg und zahlreichen Ausflügen in die Umgebung unseres Dorfes in Vorpommern lernten die Lehrer nicht nur den Schulbetrieb, sondern (in Museen und in der Praxis) europäische Umwelt- und Klimaschutzgedanken Europas kennen, die für ihr eigenes Land von großer Bedeutung sind.
Fertigstellung und Inbetriebnahme des neuen Kinderhauses „Akanay“
Zu Jahresbeginn wurde das „Akany“ endgültig fertiggestellt, das Grundstück mit einem jungen Wald bepflanzt und die Räume eingerichtet. Achtzehn Straßenkinder haben auf diese Weise neu bei uns Unterschlupf gefunden. Insgesamt gab es zu Beginn des Jahres 2023 einunddreißig Kinder in unserer Obhut, die auf Atody (13 Jungen) und Akany (18 Mädchen) verteilt leben.
Bei zwei der Mädchen focht die Direktorin der Schule, auch mit finanzieller Unterstützung des Vereins, einen Gerichtsfall gegen den gewalttätigen Vater durch. Wir haben die traumatisierten Kinder aufgenommen, da sie bei der Mutter nicht sicher sind (der Vater kam nach einem Monat wieder frei) und die Mutter als Hilfe im Garten eingestellt, damit sie weiter Kontakt zu ihren Kindern haben kann.
Unsere Kinderhauspatin unterstützt seit 2023 auch das zweite Kinderhaus mit monatlichen Zuwendungen.
Volontariat
Im Jahr 2023 arbeiteten erstmals zwei Volontäre für unser Projekt in Madagaskar: Katharina (abgeschlossenes Lehramtsstudium) für vier Monate, Paula (Beginn Lehramt) für einen, beide finanzierten ihre Reisen zum Großteil selbst. Beide halfen bei der Modernisierung des Unterrichts und durch Dokumentation des Projekts für die Öffentlichkeitsarbeit. Auch in Deutschland halfen die beim Film beteiligten Volontäre bei der Öffentlichkeitsarbeit, reisten mit zu Veranstaltungsorten etc.
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit – Filmvorführungen
Beim Besuch von vier madagassischen Lehrern in Deutschland wurde durch diese und das Team in vielen Veranstaltungen an Schulen und in Buchhandlungen Öffentlichkeitsarbeit geleistet. Die Vorführungen unseres im Frühjahr 2023 im Schnitt fertig gestellten Spielfilms „Ein Recht auf Hoffnung“ mit Diskussionsrunden, v.a. an Schulen, teils in Anwesenheit der im Film mitspielenden deutschen Jugendlichen, sorgte ebenfalls für Presseberichte, Aufmerksamkeit und neue Patenschaften und Kontakte.
Einige weitere Exemplare unseres Fotobuchs wurden auf Anfrage gedruckt.
Der Roman „Weil wir träumten“ (Antonia Michaelis, Thienemann) gewann den Widerwortepreis der Stadt Monheim am Rein und sorgte so für weitere Aufmerksamkeit, da er sich mit Madagaskar auseinandersetzt.
Wirtschaftlicher Bericht
Einnahmen 2023
Mit einem Überschuss von 21.074,32 € begann der Verein das Jahr. Von diesem Geld wurde der begonnene Bau des Mädchenkinderhauses samt Einrichtung fertig gestellt. Im Verlauf des Jahres konnten auch durch die zahlreichen Filmvorführungen und Veranstaltungen mit den madagassischen Lehrern in Deutschland viele weitere Spender und Paten gewonnen werden.
Die Gelder privat zahlende Schüler bei Les Pigeons (341) fließen weiter innerhalb Madagaskars in den Schulbetrieb (Lehrergehälter, Materialien etc.) und tauchen in unserer Abrechnung daher nicht auf.
Zuwendungen von privater Seite | 212.902,69 € |
öffentliche Mittel 1) (europäische/deutsche Steuergelder) | 0,00 € |
wirtschaftliche Erträge | 0,00 € |
Fördermittel Schmitz-Stiftung (Brunnenbau) | 18.560,00 € |
Übertrag aus 2019 | 21.074,32 € |
Norddeutsche Stiftung für Umwelt und Entwicklung (Filmförderung) | 11.025,00 € |
Zinsen KD Kündigungsgeld Konto | 59,41 € |
Summe der Einnahmen | 263.621,42 € |
Ausgaben 2023
Hilfsprojekte Madagaskar Les Pigeons (Talata) / Le Pigeon Vert (Ejeda) in €
Hilfsprojekt insgesamt | 228.344,53 € |
Überweisugen nach Madagaskar | 204.237,42 € |
In Deutschland verwendet (Schulmaterial für Mada., Reise der Mad. Nach Deutschland, Pressearbeit) | 24.107,11 € |
Differenz Einnahmen/Ausgaben = Mehreinnahmen: 35.276,89 €
Der Verein startet mit einer positiven Bilanz von 35.276.89 € ins Jahr 2024.
Verwendung von Geldern in Deutschland in €
Auslagenerstattungen (Flüge / Visa für Aufenthalt mad. Lehrer in Deutschland / pädagog. Material für Madagaskar) | 9.674,85 € |
Projektleitung | 0,00 € |
Pressearbeit in Deutschland | 0,00 € |
Verwaltungkosten | 0,00 € |
Notariatskosten (Umzug des Vereins nach Vorpommern durch Vorstandswechsel) | 196,57 € |
Registergericht | 66,67 € |
Büromaterial (ein Notebook) | 279,00 € |
Lastschriften Strato AG | 360,00 € |
Volontärsarbeit | 950,00 € |
Produktion eines Spielfilms + Musik (zweckbezogene Förderung Nordd.Umweltstift.) | 11.806,68 € |
Raummieten + Technik Veranstaltungen | 157,50 € |
Buchdruck | 219,08 € |
Kontoführungsgebühren KD / VR-Bank | 396,76 € |
Summe | 24.107,11 € |
Verwendung der Gelder in Madagaskar in €
Talata: Schulbetrieb, Sozialarbeit, Schulessen, Landwirtschaft und Werkstätten, Gesundheitsversorgung | 89.691,00 € |
Baukosten Fertigstellung + Einrichtung 2. Kinderhaus | 17.015,00 € |
Waldpflanzung am 1. Kinderhaus | 2.672,00 € |
Betrieb beider Kinderhäuser (31 Kinder, 8 Betreuer) | 13.848,00 € |
Süden: Schulbetrieb | 66.730,00 € |
Reisen in den Süden (Projektleitung Talata / Volontärin Talata / Zahnärzte aus Europa + deren Stromversorgung) | 5.359,00 € |
Gesamt | 195.315,00 € |
Geld für Januar 2024, bereits in Dezember 2023 überwiesen | 8.922,42 € |
Gesamtbetrag nach Madagaskar überwiesen | 204.237,42 € |